Es lebe der Zentralfriedhof

Wien ist eine geschichtsträchtige Stadt, unübersehbar auf Schritt und Tritt – und so lebendig, von Gemütlichkeit keine Spur, die hat sich in den Stadtvierteln versteckt, fahr mal raus mit der Straßenbahn, der BIM, genau, das kommt von Bimmeln, da kannst du der Wiener Seele nachspüren, steig aus, geh ein bißchen, steig wieder ein in die nächste BIM, bloß keine Hektik. Vielleicht nach Grinzing raus oder nach Simmering, mit der 71, nicht zur Endstation, nur bis zum Zentralfriedhof, da liegen sie, die es im Leben zu was gebracht haben und auch die, die sich überdrüssig verabschiedet haben, aber wenigstens mit a scheenen Leich, im Fiaker mit 8 Rössern, mit Schrammelmusi und einem protzigen Grabdenkmal, die Sterbeversicherung zahlts, von wegen. Oder ein Ehrengrab für die Wichtigen und die Wichtigtuer, die Stadt zahlt, der wamperte Qualtinger hat’s abgelehnt.
Und wenn die Pforten geschlossen sind, Achtung, da gibts schon mal ein Fest, wenn man Wolfgang Ambross glauben darf, da klappern die Skelette: makaber, die Pfarrer tanzen mit die Hur’n, die Juden mit Araber (Textzeile Ambros). Alle sind gleich und gleichberechtigt, welch eine schöne Utopie, im Leben nicht zu realisieren.
Ich frag mich noch, wie das ist mit diesem Ehrengrab, wenn’s einem Schlawiner nach seinem Ableben draufkommen, daß ihm die Ehre nicht gebührt. Dann wird er erst enttarnt, Wiki Leaks macht’s möglich, dann exhumiert und dann bei den Unehrenhaften wieder abgelegt !?
Egal, der Tanz geht weiter, nicht nur auf dem Zentralfriedhof.
Und ich stelle fest: der schwarze Humor paßt nicht nur gut zum Tod.

Wienreise mit der Bahn vom 10. – 14.5.2022

Und wer sich jetzt fragt, was das Beitragbild mit dem Post zu tun hat, dem sei gesagt, das ist das Grabmal von FALCO.