… beansprucht dich ganz, es hält dich permanent in Spannung, es läßt dir keine Zeit für easy going – macht ja nichts, auch nach fast 3 Monaten des Unterwegsseins ist noch genügend Energie im Tank für diese Megastadt. Na klar, es bleibt nicht dabei den Blick aus dem 33. Stock unseres Hotels am Time Square zu genießen auf Empire State Building, Rockefeller Center und The Edge mit seinem markanten Dreizack als Aussichtsplattform. Nein, wir erlaufen diese Stadt mit Unterstützung einer Institution, die noch älter ist als wir, der Subway von 1904. Wir entscheiden uns ohne Testlauf für eine 7-Tageskarte 33 Dollar pro Person. Unsere ersten Schritte in den Untergrund gehen über Stahlstufen, begrenzt von groben , trotzdem geschnörkelten Metallgeländern, wie sie 1904 so üblich waren, alles nicht zum schnellen Verschleiß konstruiert. Der Laufbereich bei den Gleisen hält alle 5 Meter einen mächtigen Stahlträger bereit, den du mit der Subwaymap in der Hand auf der Suche nach dem richtigen Einstieg nicht außer Acht lassen solltest. Pass auf und steige nicht in den Uptownzug, wenn du Downtown willst. Nimm nicht die Expressbahn, wenn du kleinere Haltestellen anfahren willst, dafür gibt es die Lokalbahn. Achte auf den eingeschränkten
Zugverkehr an Wochenenden. Nach ein paar Tagen hast du sie im Griff , die alte Dame, auch wenn ihre Züge knarzend, quietschend, ruckelnd daherkommen, altersschwach halt, leistet sie vortreffliche Dienste und du beginnst sie zu mögen. Was sie Dir an Künstlern bietet, singend und tanzend, zu gut oft für die Darbietung unter Tage, die Leichtigkeit als Kontrast, dann die freundlichen Menschen, die aktiv auf dich zukommen, um dich bei der Wegsuche zu unterstützen. Es gibt sie selbstverständlich auch, die Gescheiterten, fast nur Schwarze, die sich in unter ihren Schutzmantel begeben und die Barmherzigkeit der Fahrgäste suchen.
All das irgendwie ein Spiegelbild des
Lebens an der Oberfläche.
Als ich das schreibe kommt die Nachricht von einem Anschlag in einer Station in der 36. Straße, unser Hotel liegt in der 39.
Ich wollte gerade schreiben, daß ich der alten Dame alles Gute wünsche und daß wir uns wiedersehen werden, ganz bestimmt und daß ich
Ihre Dienste dann wieder in Anspruch nehmen werde. Da nehme ich trotz allem nichts von zurück.