Berlin ist anders, ganz, ganz anders.
Besonders hier am Prenzlauer Berg, die Kopfsteinpflaster mit den Kronkorken in den ritzen, die mit Fahrrädern und Kneipeninventar zugestellten Laufwege, die Hinterhöfe als grüne Insel, unordentlich und liebevoll begrünt, die ehemals schönen Eingangstüren zugepinselt mit parolen und geheimnisvollen Zeichen, die mit riesentüchern behangenen, augenscheinlich besetzten Altbauten. Kapitalismus normiert, tötet, steht auf den Transparenten.
Ich sag mal so: ohne Kapitalismus wird die immer noch ansehnliche, facettenreiche Fassade nicht schöner.
Wir trinken ein Bier – mein Gott wie lange hab ich kein Pils mehr getrunken, wie bitter – im Lokal Morgenröte , wird von einem Kollektiv betrieben, evtl die Besetzer vom Haus daneben, hier muß man nichts verzehren, reden ist wichtiger als konsumieren, das Wasser gibt’s kostenlos, das Kollektiv beschreibt sich und seine Ziele in der Getränkekarte (ja die gibt es hier, die Gastronomierevolution steckt noch in den Kinderschuhen), mischt euch ein lautet im Schlußtext die Aufforderung an die Gäste, ist doch total ok, machen wir. Gibt’s ein Freibier dafür?
Ich fühl mich wohl auf den klapprigen Stühlen, höre die Straßenbahn rattern, sehe die Leute flanieren, draußen bei Kerzenschein und angenehmen Temperaturen ist gut zu sitzen
und – ganz wichtig – um Deutschland mach ich mir hier keine Sorgen – ich bin sozusagen Sanssouci.