Angekommen in Santiago di Atitlan am schönen Atitlansee auf über 1500 m. Ja angekommen schon, aber nur körperlich, es ist eine eigenartige Stimmung in diesem abgelegenen Ort. Wir wollten 2 Tage bleiben, haben gleich auf eine Übernachtung reduziert.
Am Abend in den Straßen, keine Menschen, aber Tuk Tuks fahren gut besetzt wie aufgedreht über das
holprige Kopfsteinpflaster. Was geht hier ab, wir werden es herausfinden, indem wir die Richtung der Tuk Tuks einnehmen und so kommen wir zu einer großen Halle mit lauter Musik.
Der erste Ordner fragt nach einer Einladung, wir versuchen es am zweiten Eingang und bekommen höflich Einlass. Eine prall gefüllte Halle vor uns, eine Bühne mit 8 Bläsern auf der einen, Schlagzeug und Elektroguitarre auf der anderen, dazwischen eine Schar von Frauen, rote Fahnen schwingend. Davor ein Mann, der eine Textzeile vorgibt und alle stimmen ein, wirklich alle, gutgekleidet, viele mit Kindern, ein Großteil in Mayatracht. Und das ist kein einfaches Mitsingen, das ist Trance, hier ist jeder vom Gemeinschaftsgefühl beseelt, klatscht, wiegt sich hin und her, die Hände hoch, bei einer Musik, die erschreckend laut und eingängig ist,
die Texte sind geläufig, ich verstehe nur ESTA LOCA, es ist verrückt, er, sie sind verrückt, die Bedeutung entzieht sich mir, aber das hier sieht nach einer Bewegung aus, die auch politisch ausgenutzt wird, es soll viel Geld im Spiel sein. Uns ist es zu laut, zu fremd, immer wieder esta loca, wir gehen.
Von unserer Vermieterin erfahren wir, es sind Evangelikale, die ja auch in den USA viel Einfluß haben.
Ich kann nur hoffen, daß das Volk sich nicht verführen läßt und von den Entwicklungen profitiert, nicht nur eine kleine Minderheit.
Habt ihr noch etwas Geduld, schön, dann erzähl ich noch was von Maximon, eine für viele Gläubige in der Region wichtige Figur, so eine Art Mittler zwischen den Mächten des Himmels und der Hölle. Maximon ist immer gut gekleidet, Schlips, Anzug, Lederschuhe, wie ein Großgrundbesitzer, Zigarette im Mundwinkel und läßt sich gern Hochprozentiges einflößen, damit die Begehrlichkeiten der Anhänger
die richtige Adresse finden.
Wir haben Maximon besucht und ihm einen Geldschein fürs Foto zugeschoben. Maximon liebt auch das Geld – ja, so einer ist das.