Weil es mit den Frauenrechten im Iran augenscheinlich nicht zum Besten bestellt ist, wollte ich darüber mal mit dem Wächterrat sprechen. Der Wächterrat ist die politische und religiöse Instanz in diesem Land, ohne dessen Einwilligung gar nichts geht. Der Ministerpräsident z.B. wird vom Volk gewählt, aber ohne Zustimmung des zwölfköpfigen Wächterrats wird er nicht mal Kandidat.
Weil ich der Sprache nicht mächtig bin, bat ich Jafar, meinen Reiseleiter, mir einen persönlichen Termin zu machen, und zwar direkt und telefonisch, da ich mich auf einer Rundreise befinde und meine Zeit knapp bemessen ist – sozusagen einen außerordentlichen Dringlichkeitstermin. Damit sich mein Gesprächspartner schon im Vorfeld mit meinen Absichten und Argumenten auseinandersetzen konnte, erstellte ich für Jafar eine Liste mit folgenden Beobachtungen und Erfahrungen aus erster Hand:
Frauen dürfen zwar wählen, der weibliche Anteil öffentlicher Amtspersonen beträgt aber gerade mal 3 Prozent.
Ehen müssen nach islamischen Recht (Scharia) geschlossen werden. Das bedeutet, der Ehemann kann über den Wohnort der Frau bestimmen, kann ihre Passverlängerung blockieren, hat ein „Recht“ auf sexuellen Gehorsam, auf körperliche Züchtigung. Eine Aussage der Frau vor Gericht ist die Hälfte wert.
Fahrradfahren ist Frauen verboten.
Baden mit männlichen Personen ist ausgeschlossen. Am Meeresstrand sorgen ein Sichtschutz und Kontrollpersonen für die Einhaltung dieser Gesetze.
Es gibt diverse Bekleidungsstücksvorschriften, sogar für Touristinnen. Die Beachtung des Kopftuchgebots wird zunehmend vernachlässigt (der Phantasie der Iranerinnen, mit den Verbotsregeln zu spielen, sind nahezu keine Grenzen gesetzt).
Zum Schluß, wenn noch Zeit bleiben würde: die verlogenen Verbote von Alkohol, Satelittenschüsseln und sozialen Medien sowie … die Todesstrafe.
Jafar setzte alle seine Hebel – und das sind weiß Gott nicht wenig – in Bewegung und verwandte eine Menge Zeit darauf, meinen Terminwunsch zu verwirklichen – hier und da unter Vernachlässigung seiner Reiseleiterpflichten. Keine Chance.
Auch gäbe es die Möglichkeit einer schriftlichen Eingabe – also so eine Art Petition – nicht.
So entbehrt der Wächterrat, der übrigens der 3 Prozent Frauenquote nicht unterliegt
bis heute Anregungen freiheits- und demokratieerfahrener Zeitgenossen.
Es ist Montag, der 02.01.2017